19.12.2020. Die Ermordung des jüdischen Verlegers Shlomo Lewin und seiner Lebensgefährtin Frida Poeschke in ihrem Wohnhaus in Erlangen jährt sich zum 40. Mal.
Vor ihrer Ermordung setzten sich Poeschke und Lewin gemeinsam für das jüdisch-christliche Zusammenleben ein. Lewin engagierte sich ebenfalls gegen Antisemitismus und war Vorsitzender der israelitischen Kultusgemeinde in Nürnberg. Erst 1984 – vier Jahre nach dem Mord – wurde Uwe Behrendt, ein Mitglied der neonazistischen „Wehrsportgruppe Hoffmann“, als Täter identifiziert und das Attentat als antisemitisch eingestuft.
Belangt worden konnte Behrendt für die Tat jedoch nie; er kam kurze Zeit später im Libanon unter ungeklärten Umständen ums Leben, vermutlich beging er Suizid. Viele Aspekte um die Tat, wie unter anderem der Begriff des Einzeltäters, sind seitdem umstritten.
Die „Initiative kritisches Gedenken Erlangen“ hat sich im Januar 2019 gegründet und beschäftigt sich seitdem mit der Aufarbeitung des antisemitischen Attentats. Sie verfolgt unter anderem die Ziele, an Frida Poeschke und Shlomo Lewin zu erinnern sowie ihnen zu gedenken; und gleichzeitig auf die Allgegenwärtigkeit von Antisemitismus bis heute aufmerksam zu machen. Außerdem setzt sie sich auch für das Bewusstmachen von Kontinuitäten des antisemitischen Doppelmords 1980 und gegenwärtigen Attentaten mit rechtem Hintergrund ein.
Wir – der AK „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ – beschäftigten uns in einem mehrteiligen Workshop zusammen mit der Initiative kritisches Gedenken Erlangen grundsätzlich mit dem Thema Antisemitismus und setzen uns sowohl mit der Ermordung als auch mit der darauf folgenden Erinnerungskultur auseinander. Die Begriffe „Kontinuität“, „Vergessen“ und „Gedenken“ sind hierbei Leitfäden für die Aufarbeitung des Attentats gewesen.
Gedenken: Auch in diesem Jahr fand eine antifaschistische Gedenkkundgebung für Frida Poeschke und Shlomo Lewin sowie alle Opfer rechter Gewalt am 19.12.2020 bei der Lewin-Poeschke-Anlage in Erlangen statt:
Gedenken darf nicht bedeuten, sich bei einem jährlichen Ritual die Vergangenheit zu vergegenwärtigen, um sie danach wieder Vergangenheit sein zu lassen. Erinnern heißt auch verstehen, was zu der Tat geführt hat und die Verhältnisse zu verändern, die sie möglich gemacht haben. An die Opfer des rechten Terrors zu erinnern bedeutet eben auch zu verhindern, dass es weitere Opfer gibt.
Initiative kritisches Gedenken Erlangen
Der Arbeitskreis „SOR“ bedankt sich herzlich bei den beiden Mitgliedern der Initiative, die den Workshop an unserer Schule durchgeführt haben!
Julia Geißbauer, im Namen des AK
StR Axel Loyens