Feierlicher Auftakt: Start in das Jubiläumsjahr mit szenischer Lesung

Das Emmy-Noether-Gymnasium feierte am Montagabend den Auftakt in sein 50-jähriges Jubiläum mit einer szenischen Lesung, die das Leben und die Errungenschaften der berühmten Erlanger Mathematikerin Emmy Noether in den Mittelpunkt stellte.

„Emmy Noether – Das Mathematik-Genie“

Das Stück mit dem Titel „Emmy Noether – Das Mathematik-Genie“ wurde von der Lokaljournalistin Margrit Vollertsen-Diewerge geschrieben und inszeniert. Darin wirft sie ein Licht auf die wissenschaftlichen Leistungen Emmy Noethers sowie auf die Herausforderungen, denen sie als Frau in ihrer Zeit gegenüberstand. In den Hauptrollen glänzten die 9-jährige Marjana Kurokhtina als die junge Emmy und Sylvie Kainbacher als die erwachsene Wissenschaftlerin. Unterstützt wurden sie von einem Ensemble, das weitere bedeutende Persönlichkeiten aus Noethers Leben verkörperte. Hervorzuheben ist Emmys Noethers Vater, Professor Max Noether (Wilfried Hohn), der mit seiner offenen Art prägend für die junge Emmy war und ihre wissenschaftlichen Neugier förderte. Im Gespräch mit ihrer Mutter Ida Noether (Eva Lukas) diskutiert Emmy  nicht zum ersten Mal die Überwindung traditioneller weiblicher Rollenmuster.

In den späteren Jahren spielten ihr Göttinger Mäzen Professor David Hilbert (Doris Vittinghoff) und der weltbekannte Physiker Albert Einstein (Roland Hiebel), für dessen Theorien Noether grundlegende Beiträge lieferte, wichtige Rollen in ihrem Leben. Widerstände gegen ihre Karriere als Frau kamen aber auch an der Universität Göttingen erneut auf, namentlich durch den Kurator, Baron Freiherr von Münchhausen (Matthias Zollitsch).

Als 1933 die Nationalsozialisten die Macht an sich rissen, war eine wissenschaftliche Karriere für Noether in Deutschland endgültig nicht mehr möglich, da jüdische Professoren und Wissenschaftler aus dem Staatsdienst entlassen wurden. Sie emigrierte in die Vereinigten Staaten, wo sie an der Bryn Mawr College und später am Institute for Advanced Study in Princeton eine neue akademische Heimat fand und ihre Forschungen fortsetzen konnte.

Das Stück endete mit einem Auszug aus Dr. Johannes Wilkes‘ Roman „Der Fall Emmy Noether“, der eindrücklich die Missachtung der Frauenbildung an den Universitäten zu Beginn des 20. Jahrhunderts offenlegte: Ein Universitätsprofessor weigert sich die Vorlesung im Hörsaal in Anwesenheit einer Frau, nämlich Emmy Noether, zu beginnen. Doch Noether setzte sich gegen alle gesellschaftlichen Widerstände durch und wurde so zum Vorbild der Emanzipation.

Autorengespräch und Überreichung des Stücks

Im anschließenden Gespräch mit den Autoren gewährten Margrit Vollertsen-Diewerge und Dr. Johannes Wilkes tiefere Einblicke in die Entstehungsprozesse ihrer Werke und die dahinterstehende Motivation. Interessanterweise thematisiert Wilkes‘ fiktiver Kriminalroman unter anderem die Proben eines Theaterstücks über die Wissenschaftlerin Emmy Noether am gleichnamigen Gymnasium – ein literarischer Einfall, der nun Realität geworden ist.

Die feierliche Übergabe des Stückes würdigte am Ende nicht nur Emmy Noether und ihr Erbe, sondern betonte auch das Engagement der Schule, Bildung und Gleichberechtigung zu fördern. Das Stück, so der Wunsch von Margrit Vollertsen-Diewerge, soll dafür in den kommenden Jahren regelmäßig von Schülerinnen und Schülern aufgeführt werden.

Ein einzigartiges Geschenk

Schulleiterin Annette Grasnick bedankte sich begeistert im Namen der Schule für das einzigartige Geschenk. Den Sprecherinnen und Sprecher wurden als Dankeschön Blumen und die Emmy-Noether-Tasche überreicht. Ein großer Dank galt auch den beiden Musikerinnen Viktoria Kazieeva (Gitarre) und Iaroslava Kurokhtina (Bandura), die den künstlerischen Rahmen mit zwei Liedern stimmungsvoll gestalteten. Mit einem Empfang in der Aula, der durch OStRin Claudia Graßmann und engagierten Schülerinnen und Schülern, hervorragend organisiert wurde, klang der Abend aus.

Ein gelungener Auftakt in das Jubiläumsjahr!

StR Christopher Söllner