Vom 20. bis 23.10.2021 reiste die Jahrgangsstufe Q12 mit den Lehrkräften StDin Antonie Walter, StD Michael Hörauf, StD Bernd Michaeli und StR Christopher Söllner in das schöne Wien.
Ein erster Überblick zur Stadtgeschichte
Nach einer 7-stündigen Fahrt in die Hauptstadt Österreichs startete sogleich am Mittwochnachmittag der erste Programmpunkt am Stephansdom („Steffl“): Kurzweilig wurden im Rahmen einer Stadtführung die wesentlichen Stationen der Stadtgeschichte Wiens nähergebracht: Schon um 3000 v. Chr. wurde im Raum Wien gesiedelt. Unter dem Namen „Vindobona“ sind ein römisches Legionslager, eine Militärsiedlung und eine Zivilstadt auf dem heutigen Stadtgebiet spätestens für das 1. Jahrhundert nach Christus nachweisbar. Überreste zu dieser Zeit sind vor der Hofburg vor einigen Jahren freigelegt worden.
Doch die Schülerinnen und Schüler erkundeten auch die mittelalterlichen Spuren: Kleine Hinterhöfe des (spät-)mittelalterlichen Wiens durften nicht fehlen, um das Zusammenleben in einer vormodernen Gesellschaft nachzuvollziehen.
Im Kontrast dazu gelangten wir während der Führung immer wieder auf die moderne Pracht- und Flanierstraße („Graben“) der habsburgischen Residenzstadt, wo mit der sog. „Pestsäule“ aus dem 17. Jahrhundert auch an die letzte große Epidemie erinnert wurde. Den Abschluss bildete das Ensemble der Hofburg am Heldenplatz. Letzterer wird von den beiden Reiterstatuen (Erzherzog Karl, Prinz Eugen) flankiert. Die Reisegruppe hatte mit dieser Führung einen ersten Überblick über das Stadtzentrum gewonnen: ein guter Start für die nächsten Tage.
Vergangenheit und Gegenwart: Schatzkammer und Vienna International Centre
Der Donnerstagvormittag führte uns zuerst zu einem Besuch der Schatzkammer, in welcher die Geschichte des Hauses Habsburg erzählt, aber als ein Highlight auch die Reichsinsignien gezeigt werden. Reichszepter, Reichsapfel, Schwert und Krone waren den meisten Schülerinnen und Schülern aus dem Geschichtsunterricht schon bekannt, doch die genaue und direkte Betrachtung vermittelten erst ein Verständnis für die Symbolkraft der Gegenstände und die (früh-)mittelalterliche Handwerkskunst. Besonders das älteste Stück der Reichskleinodien, die Heilige Lanze aus dem 8. Jahrhundert, war hochinteressant, soll doch in ihr ein Nagel vom Kreuz Christi enthalten sein. Sie wurde wohl 855 von Otto I. in der Schlacht auf dem Lechfeld gegen die Ungarn eingesetzt.
Nach einer Mittagspause brachte der Nachmittag die Schülerinnen und Schüler thematisch zurück in die Gegenwart. Im Büro der Vereinten Nationen (Vienna International Centre = VIC), das 1980 nach New York und Genf (und vor Nairobi) als dritter Amtssitz eingerichtet wurde, konnten sie mehr über die Tätigkeit der Vereinten Nationen erfahren und die beeindruckende Architektur und die pulsierende, kosmopolitische Atmosphäre des Internationalen Zentrums Wien aus nächster Nähe erleben. Dazu mussten wir das österreichische Hoheitsgebiet verlassen und internationalen Boden über Sicherheitsschleusen betreten, was zunächst recht befremdlich wirkte. Doch der Übergang in internationales Gebiet machte die Souveränität der supranationalen Organisation UN für alle spürbar. Im Gebäude wurde im Rahmen einer Führung über die Internationale Atomenergiebehörde, die Weltraumtechnologie und der in Wien ansässigen Organisationen in den Bereichen Drogen und Verbrechen informiert. Der Konferenzsaal und der Gemeinschaftsbereich des VIC vermittelten einen faszinierenden Einblick in die Welt der Vereinten Nationen mitsamt ihrer Abläufe und so manch eine/r spielte danach mit dem Gedanken später einmal Simultandolmetscher bei der UN zu werden.
Literatur, Kunst und das Erbe des Hauses Habsburg
Der Freitag stand hingegen ganz im Zeichen der Kunst und Kultur: Eine Literatur-Tour führte uns an die Orte des literarischen Lebens in Wien. Im Mittelpunkt stand dabei der Stellenwert von Kaffeehäusern und Salons im Wien der Jahrhundertwende. Schnell war den Schülerinnen und Schülern klar, dass das Kaffeehaus mehr war als ein Ort des bloßen Kaffeegenusses. Seit 2011 gehört es zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Das Wiener Kaffeehaus ist „eine Institution besonderer Art, die mit keiner ähnlichen der Welt zu vergleichen ist“, schrieb schon Stefan Zweig in seinen Memoiren. In Literatencafés wie dem Café Griensteidl waren um 1890 die Vertreter des „Jung Wien“ zusammengekommen (u.a. Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Hermann Bahr u.v.m.). Später traf man sich im Café Central (u.a. Karl Kraus, Oskar Kokoschka, Leo Trotzki) oder im Café Herrenhof (u.a. Franz Werfel, Robert Musil). Die Führung lud auch viele Schülerinnen und Schüler ein, anschließend ein typisches Kaffeehaus wie den Bräunerhof, den Tirolerhof, das Mozart oder gar das Sacher zu besuchen, um die besondere Atmosphäre zu genießen.
Der Nachmittag bot dann einen besonderen Kunstgenuss im Museum Albertina. Mit der Sammlung Baltliner ist hier eine der bedeutendsten Kollektionen Europas zur Malerei der klassischen Moderne zu bewundern. Nach Werken von Monet, Degas, Cézanne und Gauguin lag ein Schwerpunkt der Ausstellung auf dem Deutschen Expressionismus mit den Künstlergruppen Die Brücke und Der Blaue Reiter sowie auf der Neuen Sachlichkeit. Kubistische Werke Picassos bildeten den Abschluss.
Nur kurz konnte noch ein Blick in die umfangreiche Modigliani-Ausstellung geworfen werden, da der Besuch der Kapuzinergruft als letzter Tagespunkt schon drängte.
Hier wurde noch einmal deutlich, wie sehr die Geschichte Österreichs mit dem Haus Habsburg verwoben ist. Die Sarkophage gaben einen ästhetisch beeindruckenden, aber auch schaurigen Einblick in die Bestattungskultur der Dynastie. Die Begräbnisstätte wird heute noch von dem gleichnamigen Kapuzinerorden betreut. Mit vielen interessanten Eindrücken endete der Donnerstag für unsere Reisegruppe.
Wiener Jugendstil
Nach dem obligatorischen Gruppenfoto folgte am Samstag nur ein kurzer Abstecher zum Secessionsgebäude, welches 1897/98 als Ausstellungsgebäude für zeitgenössische Kunst errichtet wurde. Es gilt als das schönste Gebäude des österreichischen Jugendstils. Nicht unweit davon befindet sich der Wiener Naschmarkt, auf dem wir uns noch einmal kräftig stärken konnten, bevor wir am frühen Nachmittag die Heimreise antraten.
Eine abwechslungsreiche Wienfahrt ging zu Ende. Ein herzliches Dankeschön allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für das ausgezeichnete Miteinander und den reibungslosen und schönen Verlauf dieser Kursfahrt!
StR Christopher Söllner